“Czech Showcase & Delegation Visit” in München und Franken eröffnet neue Perspektiven

von Hans-Günter Brünker

Am 9.11. und 10.11.2024 fanden im Rahmen der Bavarian-Czech-Platform for the Independent Performing Arts ausführliche Treffen mit der freien Szene in München und Nürnberg statt. Lokale und tschechische Tanz- und Theaterschaffende trafen sich dabei zu Performances, Galleriebesuchen und Austauschformaten. Für mich als Bamberger Künstler war es anlässlich dieser Treffen auch noch einmal sehr spannend, Zahlen und Fakten dazu in Erfahrung zu bringen, wie die Spielstättenproblematik der Freien Szene z.B. in München und Nürnberg gelöst wird und wurde.

Es war uns eine große Ehre und Freude, die tschechischen Kolleg:innen, nach ihren Besuchen in München und Nürnberg, auch in Bamberg zu begrüßen zu dürfen. Zumal dieser Besuch nochmals unterstreicht, wie respektiert Bambergs freie Kunstszene auch über die Stadtgrenzen hinaus ist.

Zunächst wurde ein Audiowalk der tschechischen Gruppe bazmek entertainment uraufgeführt, der unter Beteiligung von Bamberger Künstler:innen auch auf Deutsch erstellt worden war. Dieser Audiowalk ist als Werk so konzipiert, dass er anregt, mit anderen Augen durch eine Stadt zu gehen, die uns eigentlich vertraut ist, die wir durch die Anregungen des Audiowalks aber ganz neu wahrnehmen. D.h. der Walk ist so konzipiert, dass er nicht an eine bestimmte Stadt gebunden ist, was, für manche überraschend, hervorragend funktioniert. Dies wurde anschließend auch auf dem großen Diskussionspanel in den Räumlichkeiten des Theaters im Gärtnerviertel noch einmal ausführlich diskutiert. Derzeit steht der Audiowalk auf Tschechisch und Deutsch zur Verfügung und wird in den nächsten Monaten auch noch an andere Sprachen angepasst werden.

Am Nachmittag wurden dann zahlreiche Vertreter:innen der Tschechischen Kulturszene und der freien Szene Bambergs durch Oberbürgermeister Andreas Starke im Rokokosaal empfangen. Auf diesem Empfang waren auch Vertreter:innen des Deutsch-Tschechischen Clubs Bamberg anwesend und so wurde auch noch einmal deutlich, wie eng die Verbindungen zwischen Bayern und Tschechien heute schon sind und wie sinnvoll es ist, den kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern zu fördern. Für mich persönlich ist dies in doppelter Hinsicht relevant: Zum einen können wir uns als Künstler:innen durch diese Formen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gegenseitig befruchten, zum anderen denke ich, dass sich europäische Völkerverständigung durch nichts mehr fördern lässt als durch kulturellen Austausch.

Am Abend wurde dann eine Performance mit dem Titel „Materializing the Temporary (Non)Presence“ von Sonya the Moon aus Prag und David Luis Grimm aus Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Bamberger Nonoise e.V. in der Johanniskapelle gezeigt. Eine wirklich eindrückliche Erfahrung in diesem ganz besonderen Kunstraum, den Bamberg seit relativ kurzer Zeit zu bieten hat.

Derzeit wird das Netzwerk in erster Linie von tschechischer Seite finanziell unterstützt. Jetzt gilt es zu hoffen, dass die Bayerische Staatsregierung nicht nur über Kultur spricht, sondern diese auch fördert, damit das Netzwerk die erfolgreich begonnene Arbeit auch fortsetzen kann.

Bilder: Hans-Günter Brünker