#freieszene: Regisseurin Gianna Formicone

Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.


Diese Woche: Die Theaterregisseurin Gianna Formicone

Gianna Formicone, Copyright: Sarah Hieber

Wo liegen die Schwerpunkte deiner Arbeit? Wie würdest du dein künstlerisches Profil beschreiben?

Ich bin freie Theaterregisseurin, arbeite in und auch mal außerhalb von Bayern. Mein Fokus liegt auf Schauspiel, Perfomances und Internationalität. Ich mag es, Schauspiel, Gesang, Musik, Tanz, Kunst und Internationalität zusammenzubringen.

Wie hat sich deine künstlerische Laufbahn entwickelt?

2012 habe ich meine erste Regie im sensemble Theater gemacht. Seitdem habe ich insgesamt über dreißig Inszenierungen gestaltet, für Erwachsenen wie für junges Publikum. In den letzten Jahren habe ich auch meine eigenen Projekte konzipiert und entwickelt. Ich arbeite mit bereits existierenden Theaterstücken oder mit Kurztexten, Gedichten und Liedern und lasse mich von diesen für neue Projekte (Performances oder Stücke) inspirieren.

Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in deiner künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?

Contact(less) ist ein großes Projekt für mich gewesen. Ich habe diese Performance zum Thema Kontakt in der Zeit des ersten Lockdowns konzipiert und im letzten Sommer gespielt. Eine Wiederaufnahme ist für Anfang August 2021 geplant.

Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtest du Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?

Wir sollten endlich mit unserer Arbeit ernst- und überhaupt wahrgenommen werden. Wir können nicht so weiterarbeiten: Wir sind einfach viel zu schlecht bezahlt, werden aber von der Politik als wichtiger Bestandteil der Gesellschaft propagiert. Tatsächlich sollten wir, wie andere Bereiche, als starker Bereich der Wirtschaft anerkannt werden. Wir bewegen viel, wir beleben Städte, wir schaffen Arbeit, wir verschönern Orte, provozieren, bringen zum Denken, wir verhandeln sozialkritische, politische und aktuelle Themen, damit sie eine Sichtbarkeit bekommen.

Wie kann man dich und deine Arbeit aktuell unterstützen?

Ich bin keine große Freundin der digitalen Dimension, aber es ist tatsächlich gut, diese Alternative zu haben, damit man trotzdem Projekte realisieren und etwas verdienen kann.  Am Besten kann man uns aber unterstützen, indem man uns die Möglichkeit gibt, zu arbeiten.
Wenn es im Sommer wieder mit Hygienekonzepten losgeht, mache ich mir allerdings schon jetzt Sorgen. Wenn ich höre, dass wir am Abend noch schnell das Publikum testen sollen, frage ich mich, wie wir das gewährleisten können und wer das am Ende bezahlt. Schwierig ist diese Situation vor allem für uns Einzelkünstler*innen. Diese so sensible und riesige Verantwortung zu übernehmen, gehört eigentlich nicht zu unserer Arbeit!

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