#freieszene: HochX Theater und Live Art München

Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.


Diese Woche: Das HochX Theater und Live Art in München

Das “HochX Theater und Live Art” in München, Copyright: Jean-Marc Turmes

Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit?

Das HochX ist eine der wichtigsten freien Spielstätten in München. Seit 2016 zeigen wir Arbeiten aus den Bereichen Theater, Tanz, Musik, Performance, Musiktheater, Kinder- und Jugendtheater, Figurentheater und inklusives Theater. Wir haben selbst kein festes Ensemble, sondern sind Partner und Koproduzent freier Theaterkünstler*innen, Gruppen oder Kollektive. Darüber hinaus gibt es Gastspiele der nationalen und internationalen Szene, u.a. im Rahmen verschiedener Festivals wie etwa DANCE, SPIELART oder RODEO.

Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?

Das HochX wurde nach umfangreichen Renovierungsmaßnahmen im Herbst 2016 eröffnet. Die Spielstätte in der Entenbachstraße 37, ein Theater mit 140jähriger Geschichte, beherbergte zuvor das i-camp / Neues Theater München. Das Haus verfügt über einen Theatersaal mit 150 Plätzen, ein Foyer mit 50 Plätzen und drei Probenräume. Zudem finden Veranstaltungen im öffentlichen Raum statt. Die künstlerische Leitung haben Antonia Beermann und Ute Gröbel inne; Wolfgang Eibert ist technischer Leiter und Susanne Weinzierl Geschäftsführerin. Das HochX ist eine Infrastruktureinrichtung der Landeshauptstadt München und wird getragen vom Verein “Theater und Live Art München e.V.”.

Wodurch zeichnet sich euer künstlerisches Profil aus?

Das HochX versteht sich als Raum zur Erprobung und Entwicklung neuer Ästhetiken und Arbeitsweisen in den zeitgenössischen darstellenden Künsten. Zu unseren Zielen gehören die Professionalisierung freien Arbeitens, die Vernetzung der Künstler*innen über geographische und disziplinäre Grenzen hinweg und die Kommunikation ästhetischer Prozesse. Besonderes Augenmerk liegt für uns auf der Vermittlung: wir wollen zeitgenössische Kunst für alle erlebbar machen, Brücken bauen zwischen Künstler*innen und Publikum und zudem aktiv in die Stadtgesellschaft hineinwirken. Unser Ziel für die Zukunft ist es, das HochX zu dem in München dringend benötigten Produktionshaus weiterzuentwickeln. Ein Haus, das Soziokultur und Hochkultur, lokales Kunstschaffen und (inter)nationale Vernetzung, Öffnung und Inklusion gleichermaßen verbindet.

Das Team des “HochX”, Copyright: Jean-Marc Turmes

Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?

Das Jahr 2021 ist besonders für uns, weil wir unseren fünften Geburtstag mit einer Reihe wunderbarer Veranstaltungen feiern: im Juli hat Smells of Racism von Sandra Chatterjee Premiere, die erste Produktion, die im Rahmen des freischwimmer-Netzwerks entsteht; im September folgt Hibernation, der Abschluss unserer Doppelpass-geförderten Kooperation mit der Gruppe O-Team, und schließlich eröffnet unsere internationale Koproduktion The Drying Prayers des tschadischen Choreographen Taigué Ahmed das Theaterfestival SPIELART im Oktober.

Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?

Die Corona-Krise hat uns wie alle Theater schwer getroffen. Besonders problematisch ist der Lockdown für die bei uns produzierenden freien Künstler*innen, die auf das Einkommen aus ihrer künstlerischen Arbeit existenziell angewiesen sind. Gemeinsam mit ihnen suchen wir nach Alternativlösungen, wie ihre Projekte dennoch realisiert werden können – zum Beispiel als digitales Format. Zugleich arbeiten wir weiterhin intensiv an der Verbesserung unserer Infrastruktur. Aus verschiedenen Teilbereichen des Neustart-Kultur-Programms haben wir eine Förderung in Gesamthöhe von 450.000 € erhalten, die in die Optimierung unserer technischen und betrieblichen Abläufe, in Kommunikation und Vermittlung fließen.
Was möchten wir Politik und Gesellschaft mitgeben? Die Bitte, die freien darstellenden Künstler*innen nicht zu vergessen. Sie sind das Fundament des kulturellen Lebens dieses Landes. Ihnen gehört unsere Solidarität und vor allem großzügige und unbürokratische Hilfe. Die angedrohten Kürzungen in den kommunalen Haushalten in den kommenden Jahren dürfen nicht auf Kosten derjenigen gehen, die Theaterschließungen und Berufsverbote gerade so überstanden haben.

Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?

Derzeit arbeiten wir mit digitalen Angeboten, vom Online-Theater über Podcasts bis hin zu Audiowalks.
Unseren Spielplan findet ihr hier: https://theater-hochx.de/programm.html.

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