Wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.
Diese Woche: Das hundertste Mitglied unseres Verbands — Die Naturbühne in Trebgast!
Warum habt ihr euch für eine Mitgliedschaft beim vfdkb entschieden?
Durch die Mitgliedschaft im vfdkb sind wir gut mit anderen Kulturschaffenden in Bayern vernetzt. Wir können uns austauschen, haben Möglichkeiten, uns beraten zu lassen und eine Plattform, um schnell an wichtige Informationen für die Kulturbranche zu kommen. Gemeinsam im Verband können wir gestärkt auftreten und unsere Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Medien auch überregional vertreten.
Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit? Wie würdet ihr euer künstlerisches Profil
beschreiben?
Unsere Ausrichtung ist Theater im ländlichen Raum. Auf der Naturbühne in Trebgast, einem ehemaligen Steinbruch, wird schon seit über 120 Jahren Theater gespielt. Das abwechslungsreiche Programm aus meist vier Theater-Eigenproduktionen und zahlreichen Gastspielen zieht in den Monaten Mai bis August in Rekordjahren um die 39.000 Zuschauer*innen auf unsere Freilichtbühne. Im Moment versuchen wir, das Repertoire auszuweiten und die Bühne in den Ganzjahresbetrieb zu führen. In Trebgast eine kulturelle Mitte für Oberfranken mit einer Begegnungsplattform für Kulturschaffende zu etablieren ist unsere Vision.
Wie hat sich eure künstlerische Laufbahn entwickelt? Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?
In der Konstellation der „die naturbühne gGmbH“ sind wir noch sehr jung – unsere Gründung fand erst im Frühjahr 2021 statt. Wir führen seitdem die Naturbühne in Trebgast professionell. In den vergangenen 70 Jahren hat die Naturbühne Trebgast e.V. den Theaterbetrieb nur mit Ehrenamtlichen umgesetzt. Rund 40 Spieler*innen bestritten gemeinsam mit professionellen Regisseur*innen, Bühnenbildner*innen und Kostümbildner*innenn die Freilichtsaison. Das Wirkungsfeld der Naturbühne ist stetig gewachsen und hat die Belastungsgrenzen der Vereinsstruktur erreicht. Dank der professionellen Organisationsstruktur können wir uns jetzt breiter aufstellen, mehr wagen und die Zuschauer*innen zielgerichteter erreichen.
Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz
besonderen Raum einnimmt?
Ein Kernstück unserer Freilichtbühne ist das Familienstück. Auf diesem wollen wir aufbauen. Für uns ist die Bildungsarbeit ein wichtiges Thema. Daher liegt unser aktueller Fokus auf dem Aufbau einer professionellen Theaterpädagogik. Wir möchten der Theaterjugend eine Plattform und eine lebendige Wirkungsstätte geben. Auch soll das Angebot für unsere jungen Zuschauer*innen generell in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden.
Weiter ist auch die Vernetzung mit Kunst- und Kulturschaffenden in der Region und über die regionalen Grenzen hinaus ein wichtiges Herzensprojekt für uns. Wir wollen kulturelle Vielfalt schaffen und Kultur für alle nahbar machen. Wir konnten bereits einige Theaterprojekte gemeinsam mit regionalen Partnern umsetzen und möchten zukünftig als Theater weiter auf unsere Zuschauer zugehen – unsere Veranstaltungen unter dem Motto „die naturbühne unterwegs“ ist ein erster Schritt dahin. Hierbei bieten wir Theater losgelöst von unserem Standort Trebgast überall in der Region an.
Die Corona-Situation hat Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen gestellt.
Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor dem Hintergrund dieser Erfahrung mit
auf den Weg geben? Welche Wünsche habt ihr für die Zukunft der freien darstellenden
Künste?
Die Wertschätzung für die Kultur als unabdingbarer Baustein der Gesellschaft muss wieder in der Öffentlichkeit verankert werden. Kunst sollte nicht am Ertrag gemessen werden, sondern an ihren Werten für Bildung, Sozialisation, Charakterbildung. Das Selbstverständnis des Theaters sollte unangetastet sein und wir sollten uns nicht immer rechtfertigen müssen für unsere Arbeit. Es wäre wunderbar, als wichtiger und unabdingbarer Teil der Gesellschaft anerkannt und unterstützt zu werden. Das heißt für uns, als solcher nicht fallen gelassen, sondern gestärkt zu werden. Und gerade auch in und nach Krisenzeiten weiter mit Fördermaßnahmen unterstützt zu werden. So stellt der personelle Aufbau für unseren jungen Betrieb aktuell eine große Herausforderung dar – hier wäre es momentan sehr wichtig, mehr Unterstützung zu erhalten.
Wie sieht euer aktueller Spielplan aus? Welche „Highlights“ erwarten das Publikum?
Unser Publikum erwartet im Sommer 2023 eine gute Mischung aus allem, was die Sehnsucht nach Leben ausmacht: Im Gruselklassiker „Dracula“ sucht der Vampir die Liebe in seinem ewigen Leben, der „Brandner Kaspar“ sucht in der volkstümlichen Komödie das ewige Leben, indem er den Tod austrickst. „Wickie“ darf im Familienstück zwischen unseren Felsen die starken Männer austricksen. In Gogols Gesellschaftskomödie „Der Revisor“ werden urkomisch die Amtsträger einer Provinzstadt an der Nase herumgeführt. Und in unserer Koproduktion mit dem Theater „Das Baumann“ und der Theatergruppe „Der Schauhaufen“ bekriegen sich zwei Elternpaare beim „Gott des Gemetzels“. Diese Mischung wird bereichert durch ein abwechslungsreiches Gastspielprogramm aus Musik, Comedy und Kabarett – u.a. mit Götz Alsmann, Konstantin Wecker, Daphne Deluxe, Claudia Koreck, Wigald Boning und Bernhard Hoëcker.
Unseren Spielplan findet ihr hier: https://www.dienaturbuehne.de/.