#freieszene: Das Papiertheater

Wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.

Diese Woche: Das Papiertheater in Nürnberg.

Eindrücke vom “Archiv der friedlichen Handlungen”; Copyright: Johannes Volkmann, Papiertheater Nürnberg

Warum habt ihr euch für eine Mitgliedschaft beim vfdkb entschieden?

Durch die Mitgliedschaft ist man als freies Theater mit allen anderen Theatern verbunden und erfährt dadurch mehr voneinander. Auch Projekte, Ausschreibungen und Förderungen sind hierbei wichtig.

Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit? Wie würdet ihr euer künstlerisches Profil
beschreiben?

Wir sind ein experimentelles Materialtheater und kommen aus der bildenden Kunst. Die Reduktion der Mittel ist immer wieder das Zentrum bei der künstlerischen Arbeit. Seit 2010 haben wir die “Gesellschaftsinszenierung” entwickelt, die im gesellschaftlichen Raum verortet ist.

Wie hat sich eure künstlerische Laufbahn entwickelt? Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?

Das Papiertheater wurde von Johannes Volkmann nach dem Studium am Figurentheater Kolleg in Bochum gegründet, vor 26 Jahren. Zu Beginn war es ein Duo-Theater, öffnete sich dann aber nach 5 Jahren zu einem freien Ensemble mit freien Künstler*innen zwischen Berlin und Wien. Inszenierungen unterschiedlicher künstlerischer Gattungen (Tanz, Musik, etc)  waren die Themen – aber immer mit dem Material Papier!
Wir hatten durch unsere bildhafte Inszenierungsform Auftritte bei vielen internationalen Festivals. Mit der Erfindung der “Gesellschaftsinszenierung” hat sich das Papiertheater weiter geöffnet und hat die “Fa. Zusammenkunst” gegründet. Der öffentliche Raum wurde die Bühne, der gesellschaftliche Raum zum Thema.

Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz
besonderen Raum einnimmt?

Die 1. Gipfelkonferenz der Kinder (2018) war das Ergebnis eines vierjährigen, weltweiten Prozesses und wurde zur Basis unserer aktuellen Arbeiten (Plastikwaffen zu Friedenssäulen, Verkehrsschilder der Gerechtigkeit, TUN!-geteilt, getauscht, etc..) Diese Arbeiten werden bis 2025 parallel von uns weiter entwickelt.

Die Corona-Situation hat Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen gestellt. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen mit auf den Weg geben? Welche Wünsche habt ihr für die Zukunft der freien darstellenden Künste?

Die langfristigen Förderformate, die zur Coronazeit entwickelt wurden, sind der richtige Weg der künstlerischen Förderung. Die kurzfristigen Projektförderungen verursachen zu viel bürokratische Arbeit. Die langfristigen Formate ermöglichen langfristige Wirkungen.

Wie sieht euer aktueller Spielplan aus? Welche „Highlights“ erwarten das Publikum?

Wir entwickeln derzeit ein textiles Kunstwerk, ein europäisches Tischtuch, das den einjährigen Prozess der Schulen aus ganz Europa wiederspiegelt. Die Verkehrsschilder der Gerechtigkeit sind das Thema, die überall zur Schulkultur erklärt werden können, indem sie auf den Schulgeländen aufgestellt werden. Eine Ausstellung und ein Theaterabend werden den Prozess aufzeigen.