Das Jahr geht mit großen Schritten seinem Ende entgegen. 2023 haben wir gemeinsam viel erreicht.
Mit dem Landesverband Hessen haben wir die kritische Workshop-Reihe “ist=divers?” umgesetzt, die sich gefragt hat, wie sich die Diversität unserer Gesellschaft stärker in unseren Projekten und in unserem Publikum abbilden kann. Zur Reihe wird gerade eine Publikation entwickelt, die wir euch gerne zeitnah an die Hand geben.
Außerdem ging es mit Riesenschritten für unsere “Bavarian-Czech-Platform for the Independent Performing Arts” voran. Im Rahmen gegenseitiger Besuchsprogramme in Bayern und Tschechien konnten wir viele Kontakte knüpfen und unsere gemeinsame bilaterale Kulturarbeit vertiefen. Auch für 2024 haben wir ein spannendes Programm geplant. Mehr dazu bald!
Nicht zuletzt konnten wir auch 2023 wieder unser “Förderprogramm Freie Kunst” umsetzen und viele spannende Projekte unterstützen. Auch 2024 wird das Programm voraussichtlich wieder ausgeschrieben. Wir freuen uns bereits jetzt auf alle Einreichungen!
Schließlich konnten wir in einigen “Runden Tischen” über die aktuellen Bedürfnisse unserer Mitglieder sprechen und uns vertieft mit den Themen Nachhaltigkeit, Situation der Häuser und Archivierung auseinandersetzen.
Auch 2024 werden wir uns mit Leidenschaft und Entschlossenheit für die freien darstellenden Künste in Bayern einsetzen.
Der vfdkb-Vorstand wünscht allen Mitgliedern und Freund:innen ein wundervolles Weihnachtsfest im Kreise ihrer (Wahl-)Familien und einen guten Beschluss eines abwechslungsreichen Kulturjahres!
“Czech Showcase & Delegation Visit” in München und Franken eröffnet neue Perspektiven
von Hans-Günter Brünker
Am 9.11. und 10.11.2024 fanden im Rahmen der Bavarian-Czech-Platform for the Independent Performing Arts ausführliche Treffen mit der freien Szene in München und Nürnberg statt. Lokale und tschechische Tanz- und Theaterschaffende trafen sich dabei zu Performances, Galleriebesuchen und Austauschformaten. Für mich als Bamberger Künstler war es anlässlich dieser Treffen auch noch einmal sehr spannend, Zahlen und Fakten dazu in Erfahrung zu bringen, wie die Spielstättenproblematik der Freien Szene z.B. in München und Nürnberg gelöst wird und wurde.
Es war uns eine große Ehre und Freude, die tschechischen Kolleg:innen, nach ihren Besuchen in München und Nürnberg, auch in Bamberg zu begrüßen zu dürfen. Zumal dieser Besuch nochmals unterstreicht, wie respektiert Bambergs freie Kunstszene auch über die Stadtgrenzen hinaus ist.
Zunächst wurde ein Audiowalk der tschechischen Gruppe bazmek entertainment uraufgeführt, der unter Beteiligung von Bamberger Künstler:innen auch auf Deutsch erstellt worden war. Dieser Audiowalk ist als Werk so konzipiert, dass er anregt, mit anderen Augen durch eine Stadt zu gehen, die uns eigentlich vertraut ist, die wir durch die Anregungen des Audiowalks aber ganz neu wahrnehmen. D.h. der Walk ist so konzipiert, dass er nicht an eine bestimmte Stadt gebunden ist, was, für manche überraschend, hervorragend funktioniert. Dies wurde anschließend auch auf dem großen Diskussionspanel in den Räumlichkeiten des Theaters im Gärtnerviertel noch einmal ausführlich diskutiert. Derzeit steht der Audiowalk auf Tschechisch und Deutsch zur Verfügung und wird in den nächsten Monaten auch noch an andere Sprachen angepasst werden.
Am Nachmittag wurden dann zahlreiche Vertreter:innen der Tschechischen Kulturszene und der freien Szene Bambergs durch Oberbürgermeister Andreas Starke im Rokokosaal empfangen. Auf diesem Empfang waren auch Vertreter:innen des Deutsch-Tschechischen Clubs Bamberg anwesend und so wurde auch noch einmal deutlich, wie eng die Verbindungen zwischen Bayern und Tschechien heute schon sind und wie sinnvoll es ist, den kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern zu fördern. Für mich persönlich ist dies in doppelter Hinsicht relevant: Zum einen können wir uns als Künstler:innen durch diese Formen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gegenseitig befruchten, zum anderen denke ich, dass sich europäische Völkerverständigung durch nichts mehr fördern lässt als durch kulturellen Austausch.
Am Abend wurde dann eine Performance mit dem Titel “Materializing the Temporary (Non)Presence” von Sonya the Moon aus Prag und David Luis Grimm aus Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Bamberger Nonoise e.V. in der Johanniskapelle gezeigt. Eine wirklich eindrückliche Erfahrung in diesem ganz besonderen Kunstraum, den Bamberg seit relativ kurzer Zeit zu bieten hat.
Derzeit wird das Netzwerk in erster Linie von tschechischer Seite finanziell unterstützt. Jetzt gilt es zu hoffen, dass die Bayerische Staatsregierung nicht nur über Kultur spricht, sondern diese auch fördert, damit das Netzwerk die erfolgreich begonnene Arbeit auch fortsetzen kann.
Bilder: Hans-Günter Brünker
Runder Tisch: “Archive der freien darstellenden Künste” am 22.11.
Gerne möchten wir uns mit euch im Rahmen eines Runden Tischs zum Thema “Archive der freien darstellenden Künste” austauschen.
Uns interessiert vor allem: Archiviert ihr eure Projekte und wenn ja, wie? Wie sichert Ihr eure Geschichte/n? Wo benötigen wir als Künstler:ìnnen Unterstützung?
Zur Einführung wird unsere Vorständin Christina Ruf einige Informationen zu den aktuellen Planungen und Entwicklungen (digitaler) Archive im Bundes-/Länderkontext geben, wie sie vor allem von der Initiative der Archive der freien darstellenden Künste bearbeitet werden.
📆 Zeit: 22.11.2023, 16-18 Uhr
📩 Anmeldung via Mail an katharina.stahl@vfdkb.de
Wir freuen uns auf euch!
BY-CZ-PLATFORM: “Czech Showcase & Delegation Visit” im November
Die Bavarian-Czech-Platform for the Independent Performing Arts wird Anfang November 2023 eine tschechische Delegation in Bayern empfangen.
Unsere Plattform wurde 2022 offiziell gegründet und initiiert Netzwerktreffen sowie künstlerische Austauschformate zwischen bayerischen und tschechischen Akteur:innen der freien darstellenden Künste. Die BY-CZ-Platform schafft auf der Grundlage der Zusammenarbeit zwischen dem Verband der unabhängigen Theater der Tschechischen Republik (AND CR) und dem Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. (VFDKB) dabei einen neuen strukturierten und kontinuierlichen Kompetenztransfer im Bereich der freien darstellenden Künste. Ziel der Plattform ist es, internationale Kooperationen zu initiieren und nach nachhaltigen Lösungen für verantwortungsbewusstes Kulturschaffen zu suchen.
Im Zeitraum 08.-11.11.2023 treffen sich nun lokale und tschechische Tanz- und Theaterschaffende in Moosach, München, Nürnberg und Bamberg zu Performances, Galleriebesuchen, Austauschformaten und mehr.
Wendet euch bei Fragen und bei Interesse an einer Teilnahme bei den entsprechenden Veranstaltungen gerne an unsere Netzwerkmoderatorin Julia Opitz (julia.opitz@vfdkb.de).
Statement zur Normalisierung anti-demokratischen Gedankenguts in Politik und Gesellschaft
Angesichts einer beunruhigenden Normalisierung anti-demokratischen Gedankenguts, wie wir sie aktuell in Bayern, Deutschland und Europa beobachten, hat der Vorstand das Profil des vfdkb wie folgt präzisiert:
Wir als vfdkb stehen mit unserer Arbeit für eine freiheitlich demokratische Grundordnung und eine solidarische Gesellschaft. Wir wenden uns gegen jede Form von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung. Mit großer Sorge beobachten wir den Aufschwung populistischer und gesellschaftsspaltender Tendenzen. Wir sehen es als gemeinsame Aufgabe an, diesen Tendenzen entschlossen entgegen zu treten.
Danke für euren unermüdlichen Einsatz für eine diverse, bunte und demokratische Gesellschaft und Kulturlandschaft! Wie erlebt ihr den gesellschaftlichen Diskurs gerade? Welche Erfahrungen und Einschätzungen möchtet ihr uns mitgeben? Danke für euer Feedback an info@vfdkb.de!
Kultureller Kahlschlag im Bayerischen Rundfunk – was nun?
Die Ständige Konferenz für Kunst & Kultur in Bayern SK³, der der vfdkb angehört, protestiert gegen die aktuell diskutierte Programmreform des Bayerischen Rundfunks, die dazu führt, dass Kultur zum Nischenprodukt degradiert wird
Der Bayerische Rundfunk (BR) plant ab Frühjahr 2024 im Zuge einer weitreichenden Programmreform mehrere seiner Kulturformate aus dem Programm zu nehmen. Es sollen die Formate „kulturWelt“, „Diwan: Das Büchermagazin“, „2Kulturjournal: Kritik Dialog Essay“, „Nachtstudio“, „filmKultur“, „radioTexte – die Lesungen“ sowie Hörspiele in Eigenproduktion gestrichen werden. Damit würden renommierte und erfolgreiche Kulturformate abgesetzt oder auf spätere Termine mit geringeren Einschaltquoten verschoben und kulturelle Inhalte hätten keine eigenen Programme mehr wie bisher. Gerade die eigenständige und kontinuierliche Kulturberichterstattung bindet Hörer:innen, gibt Orientierung und eröffnet die Möglichkeit, vergleichende Kulturbeiträge interdisziplinär zu erleben.
Führt die Verschlankung des Programmes zum Wegfall des kulturellen Schaffens in der Breite der öffentlichen Berichterstattung des BR? Die neue „Kernzeit“ bedeutet: Weg von der Primetime am Morgen! Dagegen sieht Björn Wilhelm, Programmdirektor Kultur beim BR, in der Reform eine „echte Kulturoffensive“. Kultur werde mehr Aufmerksamkeit, mehr Sendezeit, mehr Präsenz im Digitalen und mehr Präsenz vor Ort haben. Zentraler Punkt für ihn ist, dass die Inhalte aus den „Randzeiten in die Kernzeiten“ überführt werden. Dazu wird eine neue, zweistündige Kultursendung eingeführt, die täglich von 14 bis 16 Uhr laufen soll. Statt der halbstündigen Sendung „kulturWelt“ am Morgen ist eine durchgehende „Morgenstrecke“ von 6 bis 9 Uhr geplant, in der die Magazine „radioWelt“ und „kulturWelt“ aufgehen sollen. So will der BR bis zu sieben Mal mehr Hörerinnen für Kulturthemen erreichen.
Die SK³ sagt: Präsenz ist nicht Hörerwahrnehmung! Wer sich mit Kultur auseinandersetzen will, muss künftig selbst auf die Suche gehen. Neue Zugänge zur Kultur werden reduziert.
Die Ständige Konferenz für Kunst & Kultur in Bayern SK³ sieht bei diesem Programmumbau die Gefahr, dass kulturelle Beiträge nicht mehr kompakt und gezielt wahrgenommen werden können und im politischen Tagesgeschäft, neben spektakulären Beiträgen und Berichterstattung über Weltkrisen untergehen. Durch diesen Programmeinschnitt verlieren mit Sicherheit kulturinteressierte Hörer:innen ihre Heimat und der Bildungsauftrag muss in Frage gestellt werden. Dass künftig kulturelle Inhalte vermehrt im Internet zu finden seien, kann kein Argument sein. Ebenso bieten Podcasts keinen gleichwertigen Ersatz für bewährte und informative Kultursendungen.
Mehr Transparenz!
Zu bemängeln ist auch die Kommunikationsstrategie. Nur auf Protestaktionen und Zuruf erhalten Kulturschaffende und Hörer:innen häppchenweise Ausschnitte zu der geplanten Programmreform. Dies ist besorgniserregend, denn mit diesen beabsichtigten Streichungen, Kürzungen und auch mit der Konzentrierung auf die sogenannten Kompetenzzentren fallen nicht nur kulturell wichtige Formate weg, sondern werden sicher auch Arbeitsplätze wegrationalisiert.
Kultur benötigt eigenständige Räume mit guten Sendezeiten und eigenen, vielfältigen Formaten. Auf die Reaktion verschiedener Berichterstattungen reagierte der Bayerische Rundfunk mit folgendem Statement: „Bayern 2 ist eine der erfolgreichsten Kulturwellen der ARD. Grundlage dafür ist die ständige Weiterentwicklung. Dazu findet aktuell ein partizipativer Prozess mit den Mitarbeitenden statt.“ Ziel sei es, Kulturinhalte einem noch breiteren Publikum in den hörerstarken Zeiten im Linearen zu präsentieren, heißt es im BR-Statement.
Eine Bereitschaft zur Weiterführung der genannten Sendungen zu den bisherigen Sendezeiten kann die Ständige Konferenz für Kunst & Kultur SK³ aus dieser Aussage nicht erkennen. Sorge bereitet zudem der partizipative Prozess mit den Mitarbeitenden. Kultur benötigt Berichterstattung, Information und Zugang und zwar über alle Programme und Formen von Kunst und Kultur hinweg!
Die Ständige Konferenz für Kunst & Kultur in Bayern SK³ fordert die Verantwortlichen auf, diesen Kahlschlag zu verhindern und durch die proaktive Einbeziehung des Rundfunkrates und der Öffentlichkeit Transparenz zu schaffen!
Jahreshauptversammlung am 25.10.
Wir laden alle Mitglieder und Freund:innen sehr herzlich zur digitalen Jahreshauptversammlung am 25.10. von 17-20 Uhr ein.
Die Tagesordnung kann allen Nicht-Mitgliedern auf Anfrage übermittelt werden.
“Runder Tisch der Häuser” am 20.09.
Am 20.09. ist es wieder Zeit für einen “Runden Tisch der Häuser”. Von 16-17.30 Uhr möchten wir via Zoom mit euch über eure aktuellen Situationen und Bedürfnisse reden.
Dabei wird es auch Gelegenheit geben, über die Lage freier Häuser in München zu sprechen, die mangels zielgerichteter Förderungen in ihrer Existenz bedroht sind.
Ihr möchtet mehr über die Situation in München erfahren? Unsere Freund:innen und Mitglieder vom “Netzwerk Freie Szene München” wenden sich aktuell mit Brandbriefen an die Öffentlichkeit.
Lesen könnt ihr die Briefe HIER.
📆 Zeit: 20.09.2023, 16-17.30 Uhr
📩 Anmeldung via Mail an katharina.stahl@vfdkb.de
Wir freuen uns auf euch!
Wahlprüfsteine: Die bayerischen Parteien antworten dem BBK
Der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, Landesverband Bayern e.V. wollte angesichts der anstehenden Landtagswahlen mit Wahlprüfsteinen herausfinden, welche Parteien sich am deutlichsten für die Interessen der bayerischen Kulturschaffenden einsetzen.
Die Antworten der parlamentarischen Fraktionen findet ihr auf der Homepage des BBK.
Rückschlag für die Kultur in NRW: Bundesweite Kettenreaktion droht
Mit Entsetzen haben wir den von der Landesregierung in den Landtag Nordrhein-Westfalen eingebrachten Haushaltsentwurf für das Jahr 2024 zur Kenntnis genommen. Dieser Entwurf mit einer Kürzung des Kulturetats um rund 7 Millionen Euro widerspricht der im Koalitionsvertrag der Landesregierung vorgesehenen Steigerung des Kulturetats um 50 Prozent massiv.
Dieses Vorhaben irritiert zutiefst, da es konträr zu einer von der NRW-Landesregierung ausgehenden und national ausstrahlenden Initiative steht, nämlich zur gesetzlich verbrieften Verpflichtung zur Zahlung von Mindesthonoraren bei Landesförderungen. Wenn NRW hier nicht in eine baldige und mit Geld hinterlegte Umsetzung kommt, ist dies ein fatales Zeichen an die restlichen Bundesländer.
Als bayerischer Landesverband der freien darstellenden Künste schließen wir uns unserem Bundesverband in seiner Forderung an die Landesregierung von Nordrhein-Westfallen an, auf Basis des Kulturgesetzbuchs für NRW die freie Kunst- und Kulturszene durch eine angemessene finanzielle Ausstattung im Haushalt für das folgende Jahr zu stärken.