In den nächsten Tagen freuen wir uns auf spannende Veranstaltungen zur Lage von Kulturschaffenden im Kontext der Corona-Situation mit unserer Vorsitzenden Daniela Aue sowie mit unseren Mitgliedern Niels Klaunick und Sebastian Seidel.
1) 27.04., 19.05 Uhr: Niels Klaunick in „Zündfunk“
Am 27.04. um 19.05 Uhr wird unser Mitglied Niels Klaunick von der compagnie nik im BR2-Magazin „Zündfunk“ über die schwierige Lage von Künstler*innen im Zusammenhang mit der Künstlersozialkasse (KSK) sprechen.
Die Sendung kann HIER „nachgehört“ werden.
2) 28.04., 19 Uhr: Podiumsdiskussion mit Daniela Aue zum Thema „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral – Warum Kultur Mehrwert ist“
Am 28.04. um 19 Uhr diskutiert unsere Vorsitzende Daniela Aue u.a. mit der Landtagsabgeordneten Sanne Kurz über die Stellung von Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft.
Für Infos und Anmeldemodalitäten siehe HIER.
3) 30.04., 18 Uhr: Podiumsdiskussion mit Sebastian Seidel zu „Fairen Honoraren im Kulturbereich“
Im Rahmen des Digitalen Kulturempfangs der Grünen-Fraktion Augsburg diskutiert unser Mitglied Sebastian Seidel vom sensemble mit Claudia Roth, der Publizistin Gabriele Schulz und dem Kulturreferenten Jürgen Enninger über faire Honorare im Kulturbereich.
Infos und Anmeldemodalitäten finden sich HIER.
#freieszene: Zimmertheater Uffing – RED DOOR PROJECTS
Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.
Diese Woche: Das Zimmertheater Uffing – RED DOOR PROJECTS in Uffing am Staffelsee
Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit?
Unser Ziel als eines der kleinsten professionellen Theater Oberbayerns ist ein lebendiges, vielfältiges Programm abseits der großen Zentren. Neben Klassikern und modernen Stücken wird unser Programm durch Lesungen, Schauspielführungen und genreübergreifende Produktionen geprägt, oft mit Fokus auf die Regionalgeschichte. Wir kooperieren auch mit anderen begeisterten Theatermacher*innen, mit denen wir ein Gastspiel-Netzwerk aufgebaut haben.
Für uns sind die räumlichen und finanziellen Beschränkungen unseres kleinen Zimmertheaters keine Not, sondern eine Inspirationsquelle: Wir arbeiten mit minimalistischen, kreativen Bühnenbildern und bringen vor allem Klassiker in ganz neuen, konzentrierten und modernisierten Formen auf die Bühne.
Für uns gilt (frei nach Shakespeare): „Die ganze Welt ist Bühne!“ Daher finden unsere Produktionen nicht nur im Uffinger Zimmertheater statt, sondern auch in Museen, Cafés oder in der freien Natur. Mit unseren mobilen Produktionen kommen wir gerne in Kindertagesstätten, Klassenzimmer oder Senioreneinrichtungen, zum Firmenjubiläum, der Weihnachtsfeier und sogar zum runden Geburtstag ins heimische Wohnzimmer.
Aber unser Motto bedeute auch umgekehrt: „Theater ist etwas für die ganze Welt!“ Neben unserer theaterpädagogischen Arbeit mit Kursen und Workshops bieten wir Seminare und Events, egal ob für große Unternehmen oder den kleinen Kreis.
Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?
Die freie Gruppe RED DOOR PROJECTS existiert seit 2010. Seit jeher war unser Anliegen, das Theater „ganz nah“ an die Zuschauer*innen zu bringen. Ohne pompöse Bühnenbilder, ohne Rampe und ohne Netz – Theater mitten im Leben. Nach vielen erfolgreichen Produktionen, die als Gastspiele in ganz Oberbayern gezeigt wurden, haben wir 2018 schließlich unsere eigene Spielstätte ins Leben gerufen. Mitten im Ortskern von Uffing am Staffelsee – zwischen Kirche und Gasthof – bietet der Raum einer ehemaligen Weinhandlung und Bäckerei einen perfekten Rahmen für Theaterabende. Bis zu 35 Besucher*innen finden hier in gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre Platz und erleben unsere Stücke wortwörtlich hautnah.
Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?
Besonders inspirierend waren immer unsere Zusammenarbeiten mit anderen Künstler*innengruppen, wie zum Beispiel bei „Peer Gynt“ mit dem Murnauer Kammerorchester oder „Hiob. Eine Grenzerfahrung“ mit dem TonArt-Chor Sauerlach.
Da wir die Region, in der wir leben, oft in unsere Arbeit miteinbringen, haben Events zur lokalen Geschichte wie unsere Schauspielführungen und Autoren- bzw. Schauspiel-aufträge für hiesige Museen einen hohen Stellenwert für uns.
Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?
Kultur mag einigen als „unnötiger Luxus“ erscheinen – aber wie hätte man den Lockdown ohne Bücher, ohne Musik und ohne Filme überstanden? Wir haben großes Glück, dass uns unser Publikum in diesen schwierigen Zeiten immer wieder unterstützt, aber für viele Künstler*innen ist diese Krise existenzbedrohend. Daher wären unsere Bitten: Ein vereinfachter, unbürokratischer Zugang zu Hilfsmitteln und sichere Öffnungsstrategien mit unseren gut ausgearbeiteten Hygienekonzepten, damit sowohl Schauspieler*innen als auch Publikum bald wieder tolle gemeinsame Abende genießen können.
Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?
Momentan bieten wir auf unserer Website Tickets für unser Mitmach-Hörspiel MOBY DICK an. Bei einem gemütlichen Bad – oder auch von der Couch aus – kann man der Geschichte vom weißen Wal lauschen und dabei selbst mit einfachen Requisiten mitspielen und Geräusche erzeugen.
Eine Übersicht weiterer Projekte findet ihr auf unserer Homepage https://www.zimmertheater-uffing.de/.
Wasserburger Theatertage 2021 verschoben
Eigentlich hätten ab Ende April 2021 wieder die jährlichen Theatertage in Wasserburg stattfinden sollen – mit Eröffnung durch Udo Samel und Beiträgen ausgewählter, professioneller Privattheater und Gruppen aus ganz Bayern.
Lockdown-bedingt muss diese Reihe verschoben werden. Noch ist offen, wie und wann die Theatertage nachgeholt werden können. Derzeit wird über den Herbst 2021 nachgedacht.
Der vfdkb freut sich auf diesen wichtigen Termin im bayerischen Theaterkalender – und auf die Verleihung der Theaterpreise in diesem Rahmen.
#freieszene: 12 Stufen Theater Kleinostheim
Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.
Diese Woche: Das 12 Stufen Theater in Kleinostheim (Interviewpartner*innen: Agnieszka und Torsten Kleemann)
Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit?
Unser Schwerpunkt liegt beim Sprechtheater. Für unseren kleinen 12 Stufen Theaterkeller produzieren wir Solos oder Zwei-Personen-Komödien mit Tiefgang und gelegentlich Dramen oder ausgefallene Projekte mit Schwerpunkt auf Sound Design, Tanztheater, oder (früher) Akrobatik. Gleichzeitig bieten wir moderne Dramen im Stadttheater Aschaffenburg an, arbeiten kreativ mit Jugendlichen und Senior*innen, und bauen aktuell an unserer ersten Open Air-Spielzeit mit Abendtheater, Kindertheater und unserer ersten Konzertwoche.
Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?
Als Schauspieler*innen stehen wir beide seit ca. 20 Jahren auf der Bühne. In dieser Zeit waren wir u.a. Teil verschiedener freier Ensembles, waren beteiligt am Aufbau des Erthaltheaters Aschaffenburg und gehörten zum Kernensemble des Märchentheaters Aschaffenburg.
Als Schauspieler-Ehepaar haben wir uns für die Region entschieden, für ein echtes soziales Netzwerk und vor allem für einander. Wiederholte Impulse aus unseren Zuschauer*innen-, Familien- und Freundeskreisen bestärkten uns in der Idee, etwas wirklich Eigenes zu gründen. So haben wir schließlich im Herbst 2013, nach vielen Monaten DIY-Baustelle, in einem Gewölbe aus dem 15. Jahrhundert das 12 Stufen Theater Kleinostheim eröffnet, das vermutlich kleinste professionelle Sprechtheater in Deutschland. Der Raum mit 31qm bietet Platz für 24 Zuschauer*innen.
Zu Beginn standen wir vorwiegend selbst auf der Bühne, doch die Zuschauerzahlen waren stabil und so suchten wir später auch die Zusammenarbeit mit anderen Kolleg*innen. Mittlerweile haben wir große Freude daran gefunden, selbst jungen Schauspiel-Nachwuchs für unsere Bühne heranzuziehen.
Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?
Natürlich nimmt unser eigenes Theater in unseren Herzen den größten Raum ein. Da unser Theater sehr klein ist, erwarten wir nicht, in der kommenden Spielzeit aufmachen zu dürfen. Wir bleiben geschlossen, solange der Mindestabstand eingehalten werden muss.
Daher ist es ein enorm großes Thema und sicher eine Herausforderung, unser komplettes Geschäft nahezu neu aufzubauen und umzustrukturieren. Da 90% unserer normalen Arbeitsbereiche auf unbestimmte Zeit blockiert sind, erfinden wir uns gerade nach vielen Jahren neu. Die Idee, mit unserem Spielplan komplett auf Open Air umzusteigen, an ungewöhnlichen Orten zu spielen und Einladungen zu folgen und das Freiluft-Theater als Konzept für die kommenden Jahre einzurichten, ist eine spannende und große Aufgabe.
Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?
Alle Seiten, insofern man von diesen sprechen möchte, sollten weiterhin frei von Vorwürfen und Attacken konstruktiv miteinander kommunizieren. Was hilft tatsächlich? Was tut gar nicht gut? Wir befinden uns alle in einer bisher nie dagewesenen Situation und die Politik probiert genauso, Lösungsansätze zu finden wie die Kreativen Wege suchen, ihren Berufen nachzugehen.
Von der Gesellschaft allgemein zu sprechen ist schwierig. Wir erlebten Loyalität und Unterstützung von vielen Seiten, doch gerade in den sozialen Medien liest man von Spott oder Gehässigkeit. Mit etwas Rücksicht auf die gegenseitige Lage wäre sicher allen geholfen.
In jedem Fall wäre es ein großer Schritt, wenn die Medien (alle Medien) etwas mehr daran interessiert wären, Hoffnung zu vermitteln statt sensationshaschende Schlagzeilen zu generieren.
Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?
Aktuell kann man unsere Arbeit nicht unterstützen. Der Sommerspielplan befindet sich noch in Wartestellung und digitale Angebote möchten wir nicht anbieten. Wir sehen uns als „Live on stage“-Performer*innen und glauben fest an die Zukunft der Bühne in Deutschland, und hoffentlich auch überall.
Einen ersten Ausblick auf kommende Veranstaltungen findet ihr hier: https://www.12-stufen-theater.de/sommertheater-2021/.
#MITkUNSt: Kulturmanager*in / Projektleiter*in gesucht
Unsere Mitglieder von #MITkUNSt suchen eine Person, die als Kulturmanager*in bzw. Projektleiter*in ihre künstlerischen Projekte, u.a. die bundesweit hochgeschätzte Demokratiekampagne, betreut.
#freieszene: Theater Neu-Ulm
Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.
Diese Woche: Das Theater Neu-Ulm
Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit?
Das Theater Neu-Ulm ist ein Sprechtheater (geworden), welches in einer Spielzeit hundert Vorstellungen geben muss: Mit Werken der dramatischen Literatur, welche selbst produziert worden sind.
Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?
Im Jahr 1994 als freie Bühne von Claudia Riese und Heinz Koch gegründet, hat das Theater Neu-Ulm die ersten fünf Jahre ohne jegliche Subvention einen kontinuierlichen Spielplan geboten, welcher auch Musicals, Freilichttheater und viele Gastspiele (auch Tourneen) in ganz Deutschland enthielt. Außergewöhnliche Eigenproduktionen waren ein Alleinstellungsmerkmal.
Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?
Im Jahr 2012 hat das Theater Neu-Ulm das „1. Neu-Ulmer PocketKlassiker-Festival“ organisiert. Es war als Biennale gedacht. Aufgrund fehlender finanzieller Unterstützung ist es bei einem einmaligen Festival geblieben. Der Traum von einer Biennale oder Triennale musste aufgegeben werden.
Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?
Kunstfreiheit ist ein Grundrecht. Uns vom Theater Neu-Ulm geht es nicht in erster Linie ums Geld(-verdienen) – etwa im Sinne von Dieter Hallervorden: „Man sollte ein Theater nicht leiten, wenn man von Gewinnsucht und Geiz getrieben ist.“
Trotz jahrzehntelanger Arbeit geht es uns noch immer ums Suchen. Da halten wir es mit Nora Gomringer: „Künstler werden die meisten, weil sie etwas suchen. Wenn sie Künstler bleiben, suchen sie in der Regel immer weiter.“
Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?
Zur Zeit hoffen wir, dass unsere (keineswegs üppige) bisherige Förderung weiterläuft. „Theater ohne Publikum“ haben wir als ironisches Spiel in den 1980ern schon realisiert: Da durften die Leute durch Guckfenster in den zugeklebten Fenstern ins Theater spickeln. Digitale Formate sind für uns nichts anderes, wir verstehen Theater als analoge Kunst.
Stellenausschreibungen des BFDK: Büroleitung; Mitarbeiter*innen im Projekt „Verbindungen fördern“
Der Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK) sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine engagierte und organisationsstarke Büroleitung, eine Projektleitung für das Sonderprojekt Verbindungen fördern und eine Projektmitarbeit für das Sonderprojekt Verbindungen fördern und den Bereicht Projekte & Veranstaltungen für seine Geschäftsstelle in Berlin. Bewerbungsfrist: 18. April 2021. Vorstellungsgespräche (virtuell) geplant im Zeitraum 3.—6. Mai 2021.
Die Ausschreibung findet sich HIER.
#freieszene: HochX Theater und Live Art München
Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.
Diese Woche: Das HochX Theater und Live Art in München
Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit?
Das HochX ist eine der wichtigsten freien Spielstätten in München. Seit 2016 zeigen wir Arbeiten aus den Bereichen Theater, Tanz, Musik, Performance, Musiktheater, Kinder- und Jugendtheater, Figurentheater und inklusives Theater. Wir haben selbst kein festes Ensemble, sondern sind Partner und Koproduzent freier Theaterkünstler*innen, Gruppen oder Kollektive. Darüber hinaus gibt es Gastspiele der nationalen und internationalen Szene, u.a. im Rahmen verschiedener Festivals wie etwa DANCE, SPIELART oder RODEO.
Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?
Das HochX wurde nach umfangreichen Renovierungsmaßnahmen im Herbst 2016 eröffnet. Die Spielstätte in der Entenbachstraße 37, ein Theater mit 140jähriger Geschichte, beherbergte zuvor das i-camp / Neues Theater München. Das Haus verfügt über einen Theatersaal mit 150 Plätzen, ein Foyer mit 50 Plätzen und drei Probenräume. Zudem finden Veranstaltungen im öffentlichen Raum statt. Die künstlerische Leitung haben Antonia Beermann und Ute Gröbel inne; Wolfgang Eibert ist technischer Leiter und Susanne Weinzierl Geschäftsführerin. Das HochX ist eine Infrastruktureinrichtung der Landeshauptstadt München und wird getragen vom Verein „Theater und Live Art München e.V.“.
Wodurch zeichnet sich euer künstlerisches Profil aus?
Das HochX versteht sich als Raum zur Erprobung und Entwicklung neuer Ästhetiken und Arbeitsweisen in den zeitgenössischen darstellenden Künsten. Zu unseren Zielen gehören die Professionalisierung freien Arbeitens, die Vernetzung der Künstler*innen über geographische und disziplinäre Grenzen hinweg und die Kommunikation ästhetischer Prozesse. Besonderes Augenmerk liegt für uns auf der Vermittlung: wir wollen zeitgenössische Kunst für alle erlebbar machen, Brücken bauen zwischen Künstler*innen und Publikum und zudem aktiv in die Stadtgesellschaft hineinwirken. Unser Ziel für die Zukunft ist es, das HochX zu dem in München dringend benötigten Produktionshaus weiterzuentwickeln. Ein Haus, das Soziokultur und Hochkultur, lokales Kunstschaffen und (inter)nationale Vernetzung, Öffnung und Inklusion gleichermaßen verbindet.
Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?
Das Jahr 2021 ist besonders für uns, weil wir unseren fünften Geburtstag mit einer Reihe wunderbarer Veranstaltungen feiern: im Juli hat Smells of Racism von Sandra Chatterjee Premiere, die erste Produktion, die im Rahmen des freischwimmer-Netzwerks entsteht; im September folgt Hibernation, der Abschluss unserer Doppelpass-geförderten Kooperation mit der Gruppe O-Team, und schließlich eröffnet unsere internationale Koproduktion The Drying Prayers des tschadischen Choreographen Taigué Ahmed das Theaterfestival SPIELART im Oktober.
Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?
Die Corona-Krise hat uns wie alle Theater schwer getroffen. Besonders problematisch ist der Lockdown für die bei uns produzierenden freien Künstler*innen, die auf das Einkommen aus ihrer künstlerischen Arbeit existenziell angewiesen sind. Gemeinsam mit ihnen suchen wir nach Alternativlösungen, wie ihre Projekte dennoch realisiert werden können – zum Beispiel als digitales Format. Zugleich arbeiten wir weiterhin intensiv an der Verbesserung unserer Infrastruktur. Aus verschiedenen Teilbereichen des Neustart-Kultur-Programms haben wir eine Förderung in Gesamthöhe von 450.000 € erhalten, die in die Optimierung unserer technischen und betrieblichen Abläufe, in Kommunikation und Vermittlung fließen.
Was möchten wir Politik und Gesellschaft mitgeben? Die Bitte, die freien darstellenden Künstler*innen nicht zu vergessen. Sie sind das Fundament des kulturellen Lebens dieses Landes. Ihnen gehört unsere Solidarität und vor allem großzügige und unbürokratische Hilfe. Die angedrohten Kürzungen in den kommunalen Haushalten in den kommenden Jahren dürfen nicht auf Kosten derjenigen gehen, die Theaterschließungen und Berufsverbote gerade so überstanden haben.
Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?
Derzeit arbeiten wir mit digitalen Angeboten, vom Online-Theater über Podcasts bis hin zu Audiowalks.
Unseren Spielplan findet ihr hier: https://theater-hochx.de/programm.html.
#freieszene: Regisseurin Gianna Formicone
Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.
Diese Woche: Die Theaterregisseurin Gianna Formicone
Wo liegen die Schwerpunkte deiner Arbeit? Wie würdest du dein künstlerisches Profil beschreiben?
Ich bin freie Theaterregisseurin, arbeite in und auch mal außerhalb von Bayern. Mein Fokus liegt auf Schauspiel, Perfomances und Internationalität. Ich mag es, Schauspiel, Gesang, Musik, Tanz, Kunst und Internationalität zusammenzubringen.
Wie hat sich deine künstlerische Laufbahn entwickelt?
2012 habe ich meine erste Regie im sensemble Theater gemacht. Seitdem habe ich insgesamt über dreißig Inszenierungen gestaltet, für Erwachsenen wie für junges Publikum. In den letzten Jahren habe ich auch meine eigenen Projekte konzipiert und entwickelt. Ich arbeite mit bereits existierenden Theaterstücken oder mit Kurztexten, Gedichten und Liedern und lasse mich von diesen für neue Projekte (Performances oder Stücke) inspirieren.
Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in deiner künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?
Contact(less) ist ein großes Projekt für mich gewesen. Ich habe diese Performance zum Thema Kontakt in der Zeit des ersten Lockdowns konzipiert und im letzten Sommer gespielt. Eine Wiederaufnahme ist für Anfang August 2021 geplant.
Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtest du Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?
Wir sollten endlich mit unserer Arbeit ernst- und überhaupt wahrgenommen werden. Wir können nicht so weiterarbeiten: Wir sind einfach viel zu schlecht bezahlt, werden aber von der Politik als wichtiger Bestandteil der Gesellschaft propagiert. Tatsächlich sollten wir, wie andere Bereiche, als starker Bereich der Wirtschaft anerkannt werden. Wir bewegen viel, wir beleben Städte, wir schaffen Arbeit, wir verschönern Orte, provozieren, bringen zum Denken, wir verhandeln sozialkritische, politische und aktuelle Themen, damit sie eine Sichtbarkeit bekommen.
Wie kann man dich und deine Arbeit aktuell unterstützen?
Ich bin keine große Freundin der digitalen Dimension, aber es ist tatsächlich gut, diese Alternative zu haben, damit man trotzdem Projekte realisieren und etwas verdienen kann. Am Besten kann man uns aber unterstützen, indem man uns die Möglichkeit gibt, zu arbeiten.
Wenn es im Sommer wieder mit Hygienekonzepten losgeht, mache ich mir allerdings schon jetzt Sorgen. Wenn ich höre, dass wir am Abend noch schnell das Publikum testen sollen, frage ich mich, wie wir das gewährleisten können und wer das am Ende bezahlt. Schwierig ist diese Situation vor allem für uns Einzelkünstler*innen. Diese so sensible und riesige Verantwortung zu übernehmen, gehört eigentlich nicht zu unserer Arbeit!
Zum erneuten Lockdown bis Mitte April
So schnell kann es gehen: Eben haben wir noch den „Stufenplan“ und die geplanten Öffnungen ab 22.03. diskutiert, nun befinden wir uns wieder im Lockdown. Wie es nach dem 12. April weitergehen wird, lässt sich noch nicht absehen.
Wir hoffen aber auf langfristige Perspektiven für die Kulturlandschaft – nicht zuletzt, da das RKI die Infektionsgefahr in Theatern, Kinos und Museen in einem aktuellen Bericht als „niedrig bis moderat“ einstuft.