Verlängerung des Soloselbstständigen- und des Spielstättenprogramms

Das Soloselbstständigenprogramm für Künstler*innen und Angehörige kulturnaher Berufe wird ebenso wie das Spielstätten- und Veranstaltungsprogramm bis zum 31.12. verlängert.

Bis zum 30.06. kann das Soloselbstständigenprogramm für den Zeitraum Januar bis Juni 2021 HIER beantragt werden.
Auch für das Spielstättenprogramm sind bzgl. des Zeitraums Januar bis Juni 2021 bis zum 30.06. Antragstellungen HIER möglich.

Umfrage “Entwicklungspotenziale der freien darstellenden Künste in Zeiten von Covid-19”

Nur noch diese Woche bis zum 23.05. ist die vom Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK) getragene Umfrage zur Studie über die Situation der Künstler*innen im Kontext der Corona-Situation online.

Hierbei handelt es sich um ein gutes Instrument für die Kulturszene, um konkrete Forderungen abzuleiten. Um nach der Auswertung wirklich verwertbare Rückschlüsse ziehen zu können, braucht es noch mehr Teilnahme unter Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern der Verbände.

Alle Mitglieder und Freund*innen werden entsprechend gebeten, die Umfrage aktiv zu bewerben.

Mentor*innen und Mentees für das Mentoring-Programm #sichtenweiten des vfdkb gesucht

In Kooperation mit “Performing Exchange” des Bundesverbands Freie Darstellende Künste e.V. (BFDK) suchen wir Kulturakteur*innen mit Expertise zum Arbeiten außerhalb von Metropolen, die Lust haben, im Rahmen des Mentoring-Programms #sichtenweiten ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben.

Die Mentor*innen unterstützen mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen angehende und etablierte Kulturakteur*innen (Gruppen und Einzelkünstler*innen) der freien darstellenden Künste, die bereits in ländlichen Regionen tätig sind bzw. sich außerhalb von Metropolen etablieren möchten. Sie zeigen ihre Perspektiven auf die Herausforderungen in der Produktion sowie der Arbeit mit dem Publikum in den ländlichen Räumen auf und geben Feedback zu individuellen Fragestellungen. Der persönliche Austausch zwischen Mentee und Mentor*in steht im Mittelpunkt des Programms #sichtenweiten. Nach der Zusammenführung von Mentor*in und Mentee durch den Verband entwickeln die beiden gemeinsam anhand eines Leitfadens Ziele und treffen Zielvereinbarungen für Begegnungen im Zeitrahmen von mindestens acht Stunden innerhalb eines halben Jahres. Wie und wo sich Mentee und Mentor*in begegnen, ob Telefonate, Zooms oder Besuche und Gespräche stattfinden, obliegt den Teilnehmer*innen selbst.

Die Mentees treten dabei offen mit ihren individuellen, strukturellen und künstlerischen Fragestellungen an den/die Mentor*in heran, sind bereit Feedback anzunehmen und bereiten die Treffen jeweils kurz nach. Die beiderseitige Vertraulichkeit ist Grundvoraussetzung. Darüber hinaus nehmen die Mentor*innen und Mentees an drei (digitalen) Netzwerkveranstaltungen des Verbands Freie Darstellendende Künste Bayern teil und verfassen zum Abschluss des Programms (Dezember 2021) einen kurzen Erfahrungsbericht.

Bewerbungsfrist ist der 15. Juni 2021.

#freieszene: Theater DAS BAUMANN in Kulmbach

Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.

Diese Woche: DAS BAUMANN in Kulmbach (Interviewpartner: Leiter Rüdiger Baumann)

Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit? Wie würdet ihr euer künstlerisches Profil beschreiben?

Schauspiel und Regie stehen bei meinem persönlichen Schaffen im Mittelpunkt, dicht gefolgt von Schreiben und Textbearbeitung. Die Betreuung von Amateur*innen nimmt einen großen Bereich ein.
Ich versuche Theater zu machen, in dem die Betrachter*innen ihre Fragen und Widersprüchlichkeiten wiederfinden und sich dabei bestätigt oder (auch mal unangenehm) erkannt fühlen.

Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?

Meine Entwicklung begann mit dem Entwickeln. Als Fotolaborant entwickelte ich Bilder für andere. Später machte ich welche als Fotograf für andere und nun, als Theatermacher, suche ich Bilder, die ich mit anderen teile. Zuschauen, lernen, try and error.
Seit 2002 betreibe ich ein eigenes kleines Theater ohne festes Ensemble. Anfangs war es ein Amateurbetrieb, der immer noch besteht und sogar intensiviert wurde. Parallel entstand eine professionelle Schiene. Jährlich werden mit Kolleg*innen mehrere Projekte auf die Bühne gebracht. Das Programm wird durch einige Gastspiele bereichert. Das Interesse aller Beteiligten (auch des Publikums) weitete sich schnell aus und so werden ständig weitere Ausdrucksformen und Genres ausgelotet.

Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?

Das Projekt “Spinnalto 2021”. Unser Ziel: Wir werden ein Stück zeigen. Im Freien, mit Abstand, mit Inhalt und großzügigem Rahmen. Die Veränderungen der Rahmenbedingungen, mit denen wir 2020 konfrontiert waren, wollen wir dabei miteinbauen. Mehr Infos und eine Übersicht der Projekte aus den letzten Jahren findet ihr unter www.spinnalto.de.

Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtest du Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?

Existenzielle Herausforderungen bedeuten in den meisten Ohren zunächst mal Geldnöte. Klar müssen die gelindert werden, aber genau da liegt ein Dilemma: Unser Schaffen wird lediglich in Geld aufgewogen. Das wird ihm nicht gerecht. Es geht um Wertschätzung.

Es wird wohl so sein, dass der Fokus von Politik und Gesellschaft auf eine möglichst schnelle “Normalisierung” der Wirtschaft gelenkt ist. Also alles wie früher? Normal war das doch schon lange nicht mehr! Gedacht war die Wirtschaft, glaube ich, um uns zu dienen. Nun ist sie Göttin und wir opfern ihr Menschen – andere und uns selbst.

Andererseits gibt gerade der Stillstand mir Hoffnung: Viele haben im letzten Jahr entdeckt, dass sie leben. Vielleicht wurde ihnen bewusst, dass sie mehr als Rädchen sind, die eine weitgehend sinnleere Maschinerie am Laufen zu halten haben. Ob sie merken, dass sie mehr sind als Körper? Haben sie ihre Seele entdeckt und ihren Geist? Das wäre großartig, denn dann würden sie wertschätzen können, was wir ihnen zu bieten haben.

Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?

Wir freuen uns über Wertschätzung gerade für Projekte, die im Lockdown durchführbar sind, die Zuversicht geben und Lethargie bezwingen.
Als Unterstützung von institutioneller Seite wünschen wir uns eine Reform komplizierter Antragsverfahren.

Veranstaltungen mit Daniela Aue und unseren Mitgliedern

In den nächsten Tagen freuen wir uns auf spannende Veranstaltungen zur Lage von Kulturschaffenden im Kontext der Corona-Situation mit unserer Vorsitzenden Daniela Aue sowie mit unseren Mitgliedern Niels Klaunick und Sebastian Seidel.

1) 27.04., 19.05 Uhr: Niels Klaunick in “Zündfunk”
Am 27.04. um 19.05 Uhr wird unser Mitglied Niels Klaunick von der compagnie nik im BR2-Magazin “Zündfunk” über die schwierige Lage von Künstler*innen im Zusammenhang mit der Künstlersozialkasse (KSK) sprechen.
Die Sendung kann HIER “nachgehört” werden.

2) 28.04., 19 Uhr: Podiumsdiskussion mit Daniela Aue zum Thema “Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral – Warum Kultur Mehrwert ist”
Am 28.04. um 19 Uhr diskutiert unsere Vorsitzende Daniela Aue u.a. mit der Landtagsabgeordneten Sanne Kurz über die Stellung von Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft.
Für Infos und Anmeldemodalitäten siehe HIER.

3) 30.04., 18 Uhr: Podiumsdiskussion mit Sebastian Seidel zu “Fairen Honoraren im Kulturbereich”
Im Rahmen des Digitalen Kulturempfangs der Grünen-Fraktion Augsburg diskutiert unser Mitglied Sebastian Seidel vom sensemble mit Claudia Roth, der Publizistin Gabriele Schulz und dem Kulturreferenten Jürgen Enninger über faire Honorare im Kulturbereich.
Infos und Anmeldemodalitäten finden sich HIER.

#freieszene: Zimmertheater Uffing – RED DOOR PROJECTS

Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.

Diese Woche: Das Zimmertheater Uffing – RED DOOR PROJECTS in Uffing am Staffelsee

“Die Wand”, Copyright: Barbara Jungwirth

Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit?

Unser Ziel als eines der kleinsten professionellen Theater Oberbayerns ist ein lebendiges, vielfältiges Programm abseits der großen Zentren. Neben Klassikern und modernen Stücken wird unser Programm durch Lesungen, Schauspielführungen und genreübergreifende Produktionen geprägt, oft mit Fokus auf die Regionalgeschichte. Wir kooperieren auch mit anderen begeisterten Theatermacher*innen, mit denen wir ein Gastspiel-Netzwerk aufgebaut haben.

Für uns sind die räumlichen und finanziellen Beschränkungen unseres kleinen Zimmertheaters keine Not, sondern eine Inspirationsquelle: Wir arbeiten mit minimalistischen, kreativen Bühnenbildern und bringen vor allem Klassiker in ganz neuen, konzentrierten und modernisierten Formen auf die Bühne.

Für uns gilt (frei nach Shakespeare): “Die ganze Welt ist Bühne!” Daher finden unsere Produktionen nicht nur im Uffinger Zimmertheater statt, sondern auch in Museen, Cafés oder in der freien Natur. Mit unseren mobilen Produktionen kommen wir gerne in Kindertagesstätten, Klassenzimmer oder Senioreneinrichtungen, zum Firmenjubiläum, der Weihnachtsfeier und sogar zum runden Geburtstag ins heimische Wohnzimmer.
Aber unser Motto bedeute auch umgekehrt: “Theater ist etwas für die ganze Welt!” Neben unserer theaterpädagogischen Arbeit mit Kursen und Workshops bieten wir Seminare und Events, egal ob für große Unternehmen oder den kleinen Kreis.

Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?

Die freie Gruppe RED DOOR PROJECTS existiert seit 2010. Seit jeher war unser Anliegen, das Theater “ganz nah” an die Zuschauer*innen zu bringen. Ohne pompöse Bühnenbilder, ohne Rampe und ohne Netz – Theater mitten im Leben. Nach vielen erfolgreichen Produktionen, die als Gastspiele in ganz Oberbayern gezeigt wurden, haben wir 2018 schließlich unsere eigene Spielstätte ins Leben gerufen. Mitten im Ortskern von Uffing am Staffelsee – zwischen Kirche und Gasthof – bietet der Raum einer ehemaligen Weinhandlung und Bäckerei einen perfekten Rahmen für Theaterabende. Bis zu 35 Besucher*innen finden hier in gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre Platz und erleben unsere Stücke wortwörtlich hautnah.

“Der Theaterunternehmer unter dem Sofa”, Copyright: Barbara Jungwirth

Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?

Besonders inspirierend waren immer unsere Zusammenarbeiten mit anderen Künstler*innengruppen, wie zum Beispiel bei “Peer Gynt” mit dem Murnauer Kammerorchester oder “Hiob. Eine Grenzerfahrung” mit dem TonArt-Chor Sauerlach.
Da wir die Region, in der wir leben, oft in unsere Arbeit miteinbringen, haben Events zur lokalen Geschichte wie unsere Schauspielführungen und Autoren- bzw. Schauspiel-aufträge für hiesige Museen einen hohen Stellenwert für uns.

Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?

Kultur mag einigen als “unnötiger Luxus” erscheinen – aber wie hätte man den Lockdown ohne Bücher, ohne Musik und ohne Filme überstanden? Wir haben großes Glück, dass uns unser Publikum in diesen schwierigen Zeiten immer wieder unterstützt, aber für viele Künstler*innen ist diese Krise existenzbedrohend. Daher wären unsere Bitten: Ein vereinfachter, unbürokratischer Zugang zu Hilfsmitteln und sichere Öffnungsstrategien mit unseren gut ausgearbeiteten Hygienekonzepten, damit sowohl Schauspieler*innen als auch Publikum bald wieder tolle gemeinsame Abende genießen können.

Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?

Momentan bieten wir auf unserer Website Tickets für unser Mitmach-Hörspiel MOBY DICK an. Bei einem gemütlichen Bad – oder auch von der Couch aus – kann man der Geschichte vom weißen Wal lauschen und dabei selbst mit einfachen Requisiten mitspielen und Geräusche erzeugen.
Eine Übersicht weiterer Projekte findet ihr auf unserer Homepage https://www.zimmertheater-uffing.de/.

Wasserburger Theatertage 2021 verschoben

Eigentlich hätten ab Ende April 2021 wieder die jährlichen Theatertage in Wasserburg stattfinden sollen – mit Eröffnung durch Udo Samel und Beiträgen ausgewählter, professioneller Privattheater und Gruppen aus ganz Bayern.

Lockdown-bedingt muss diese Reihe verschoben werden. Noch ist offen, wie und wann die Theatertage nachgeholt werden können. Derzeit wird über den Herbst 2021 nachgedacht.

Der vfdkb freut sich auf diesen wichtigen Termin im bayerischen Theaterkalender – und auf die Verleihung der Theaterpreise in diesem Rahmen.

#freieszene: 12 Stufen Theater Kleinostheim

Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.

Diese Woche: Das 12 Stufen Theater in Kleinostheim (Interviewpartner*innen: Agnieszka und Torsten Kleemann)

Copyright: 12 Stufen Theater Kleinostheim

Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit?

Unser Schwerpunkt liegt beim Sprechtheater. Für unseren kleinen 12 Stufen Theaterkeller produzieren wir Solos oder Zwei-Personen-Komödien mit Tiefgang und  gelegentlich Dramen oder ausgefallene Projekte mit Schwerpunkt auf Sound Design, Tanztheater, oder (früher) Akrobatik. Gleichzeitig bieten wir moderne Dramen im Stadttheater Aschaffenburg an, arbeiten kreativ mit Jugendlichen und Senior*innen, und bauen aktuell an unserer ersten Open Air-Spielzeit mit Abendtheater, Kindertheater und unserer ersten Konzertwoche.

Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?

Als Schauspieler*innen stehen wir beide seit ca. 20 Jahren auf der Bühne. In dieser Zeit waren wir u.a. Teil verschiedener freier Ensembles, waren beteiligt am Aufbau des Erthaltheaters Aschaffenburg und gehörten zum Kernensemble des Märchentheaters Aschaffenburg.
Als Schauspieler-Ehepaar haben wir uns für die Region entschieden, für ein echtes soziales Netzwerk und vor allem für einander. Wiederholte Impulse aus unseren Zuschauer*innen-, Familien- und Freundeskreisen bestärkten uns in der Idee, etwas wirklich Eigenes zu gründen. So haben wir schließlich im Herbst 2013, nach vielen Monaten DIY-Baustelle,  in einem Gewölbe aus dem 15. Jahrhundert das 12 Stufen Theater Kleinostheim eröffnet, das vermutlich kleinste professionelle Sprechtheater in Deutschland. Der Raum mit 31qm bietet Platz für 24 Zuschauer*innen.
Zu Beginn standen wir vorwiegend selbst auf der Bühne, doch die Zuschauerzahlen waren stabil und so suchten wir später auch die Zusammenarbeit mit anderen Kolleg*innen. Mittlerweile haben wir große Freude daran gefunden, selbst jungen Schauspiel-Nachwuchs für unsere Bühne heranzuziehen.

Copyright: 12 Stufen Theater Kleinostheim

Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?

Natürlich nimmt unser eigenes Theater in unseren Herzen den größten Raum ein. Da unser Theater sehr klein ist, erwarten wir nicht, in der kommenden Spielzeit aufmachen zu dürfen. Wir bleiben geschlossen, solange der Mindestabstand eingehalten werden muss.
Daher ist es ein enorm großes Thema und sicher eine Herausforderung, unser komplettes Geschäft nahezu neu aufzubauen und umzustrukturieren. Da 90% unserer normalen Arbeitsbereiche auf unbestimmte Zeit blockiert sind, erfinden wir uns gerade nach vielen Jahren neu. Die Idee, mit unserem Spielplan komplett auf Open Air umzusteigen, an ungewöhnlichen Orten zu spielen und Einladungen zu folgen und das Freiluft-Theater als Konzept für die kommenden Jahre einzurichten, ist eine spannende und große Aufgabe.

Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?

Alle Seiten, insofern man von diesen sprechen möchte, sollten weiterhin frei von Vorwürfen und Attacken konstruktiv miteinander kommunizieren. Was hilft tatsächlich? Was tut gar nicht gut? Wir befinden uns alle in einer bisher nie dagewesenen Situation und die Politik probiert genauso, Lösungsansätze zu finden wie die Kreativen Wege suchen, ihren Berufen nachzugehen.
Von der Gesellschaft allgemein zu sprechen ist schwierig. Wir erlebten Loyalität und Unterstützung von vielen Seiten, doch gerade in den sozialen Medien liest man von Spott oder Gehässigkeit.  Mit etwas Rücksicht auf die gegenseitige Lage wäre sicher allen geholfen.
In jedem Fall wäre es ein großer Schritt, wenn die Medien (alle Medien) etwas mehr daran interessiert wären, Hoffnung zu vermitteln statt sensationshaschende Schlagzeilen zu generieren.

Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?

Aktuell kann man unsere Arbeit nicht unterstützen. Der Sommerspielplan befindet sich noch in Wartestellung und digitale Angebote möchten wir nicht anbieten. Wir sehen uns als „Live on stage“-Performer*innen und glauben fest an die Zukunft der Bühne in Deutschland, und hoffentlich auch überall.
Einen ersten Ausblick auf kommende Veranstaltungen findet ihr hier: https://www.12-stufen-theater.de/sommertheater-2021/.

#MITkUNSt: Kulturmanager*in / Projektleiter*in gesucht

Unsere Mitglieder von #MITkUNSt suchen eine Person, die als Kulturmanager*in bzw. Projektleiter*in ihre künstlerischen Projekte, u.a. die bundesweit hochgeschätzte Demokratiekampagne, betreut.

#freieszene: Theater Neu-Ulm

Corona stellt gerade die freie Kulturszene vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Doch wer sind die Künstler*innen, Theaterschaffenden und Netzwerkvertreter*innen, die mit ihrem Wirken die bayerische Szene prägen?
In einer neuen Interviewreihe stellt der Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. seine Mitglieder vor.


Diese Woche: Das Theater Neu-Ulm

Copyright: Roberto Benjamini; Theater Neu-Ulm

Wo liegen die Schwerpunkte eurer Arbeit?

Das Theater Neu-Ulm ist ein Sprechtheater (geworden), welches in einer Spielzeit hundert Vorstellungen geben muss: Mit Werken der dramatischen Literatur, welche selbst produziert worden sind.

Seit wann besteht euer Theater und wie hat sich dieses seit der Gründung gewandelt?

Im Jahr 1994 als freie Bühne von Claudia Riese und Heinz Koch gegründet, hat das Theater Neu-Ulm die ersten fünf Jahre ohne jegliche Subvention einen kontinuierlichen Spielplan geboten, welcher auch Musicals, Freilichttheater und viele Gastspiele (auch Tourneen) in ganz Deutschland enthielt. Außergewöhnliche Eigenproduktionen waren ein Alleinstellungsmerkmal.

Gibt es ein Ereignis oder Projekt, das in eurer künstlerischen Tätigkeit einen ganz besonderen Raum einnimmt?

Im Jahr 2012 hat das Theater Neu-Ulm das „1. Neu-Ulmer PocketKlassiker-Festival“ organisiert. Es war als Biennale gedacht. Aufgrund fehlender finanzieller Unterstützung ist es bei einem einmaligen Festival geblieben. Der Traum von einer Biennale oder Triennale musste aufgegeben werden.

Copyright: Roberto Benjamini; Theater Neu-Ulm

Die gegenwärtige Situation stellt Künstler*innen vor existentielle Herausforderungen. Was möchtet ihr Politik und Gesellschaft vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?

Kunstfreiheit ist ein Grundrecht. Uns vom Theater Neu-Ulm geht es nicht in erster Linie ums Geld(-verdienen) – etwa im Sinne von Dieter Hallervorden: “Man sollte ein Theater nicht leiten, wenn man von Gewinnsucht und Geiz getrieben ist.”
Trotz jahrzehntelanger Arbeit geht es uns noch immer ums Suchen. Da halten wir es mit Nora Gomringer: “Künstler werden die meisten, weil sie etwas suchen. Wenn sie Künstler bleiben, suchen sie in der Regel immer weiter.”

Wie kann man euch und eure Arbeit aktuell unterstützen?

Zur Zeit hoffen wir, dass unsere (keineswegs üppige) bisherige Förderung weiterläuft. „Theater ohne Publikum“ haben wir als ironisches Spiel in den 1980ern schon realisiert: Da durften die Leute durch Guckfenster in den zugeklebten Fenstern ins Theater spickeln. Digitale Formate sind für uns nichts anderes, wir verstehen Theater als analoge Kunst.